Die Tarantula, die von der bei Razer üblichen Giftschlangen-Nomenklatur abweicht, ist unser erster Kandidat des heutigen Tests und wurde mit Spannung erwartet. Zwar ist sie bereits länger am Markt, aber da es sich nach wie vor um eine aktuelle Tastatur handelt, ist ein Test durchaus angebracht. Nachdem Razer sich im Bereich der Gaming-Mäuse bereits einen Namen gemacht hat, war es nur konsequent, das Engagement auch auf andere Peripheriegeräte auszudehnen. Das Resultat dieser Bemühungen ist die Tarantula, die sich als ‚Professional Gaming Keyboard’ verstanden wissen möchte und somit natürlich den Anspruch erhebt, neben professionellen Spielern auch dem Gelegenheitsspieler ein optimales Gerät zu bieten. Neben diesen Eigenschaften muss eine solche Tastatur aber noch mehr können: Sie muss den Anforderungen des Alltagseinsatzes genügen, somit also auch Office-tauglich sein. Während der Käufer bei Mäusen relativ einfach entscheiden kann, ob das gewählte Modell passend ist, ist das bei Tastaturen nicht mehr so einfach, da sich Punkte wie Ergonomie, Tastenanschlag und Alltagstauglichkeit erst nach längerer Gebrauchsdauer einschätzen lassen.
Nachdem man die Tarantula von ihrer aufwändigen Verpackung befreit hat, fällt zunächst das Zubehör auf: Der Tastatur sind zehn zusätzliche Tasten beigelegt, mit denen man bei Bedarf einen Teil der Standard-Tasten austauschen kann. Daneben gibt es ein Werkzeug, das sowohl dem Austausch der Tasten als der Entfernung der Abdeckung für das ‚Battle Dock’, einem Anschluss für spezielles Razer-Zubehör, dient. Dazu kommen wir im Verlauf dieses Artikels allerdings noch. Die Tarantula ist rein äußerlich eher konventionell gehalten, da sie eine streng rechteckige Bauform aufweist. Lediglich die Ecken und Kanten sind deutlich abgerundet. Insgesamt fällt auf, dass die Tarantula sehr wertig gemacht ist. Der größte Teil des Tastaturgehäuses kommt im schwarz glänzenden Klavierlack-Look daher. Lediglich die Tasten und die Handballenablage sind matt gehalten. Die Abdeckung für das Battle Dock wirkt dagegen nicht ganz so hochwertig, obwohl auch sie im Glanz-Look gehalten ist. Ein elementarer Nachteil dieser Optik ist allerdings, dass die Tarantula extrem anfällig für Staubablagerungen und Fingerabdrücke ist. Jede Bedienung hinterlässt deutliche Spuren, was die anfangs makellose Optik schnell unschön aussehen lässt. Die insgesamt 105 im Neuzustand sehr weich arbeitenden Tasten entsprechen weitgehend den Standardabmaßen, mit allerdings etwas kleiner gehaltenen F-Tasten. Monieren muss man hier allerdings, dass die Tastenbeschriftungen lediglich aufgeklebt sind. Gerade bei Gaming-Tastaturen, bei denen häufig nur wenige Tasten benutzt werden, diese dafür aber häufig, ist das ein echtes Manko, denn auf lange Sicht wird sich die Beklebung abnutzen. Tasten mit Laserbeschriftung wären hier besser gewesen. Auf die normalen Windows-Tasten hat man bei Razer verzichtet und stattdessen die linke der beiden mit der Aufschrift ‚Start’ versehen (wobei die Funktion gleich geblieben ist). Die rechte Taste ziert ein Razer-Logo, das wahlweise mit der Funktion des Menüaufrufs oder der Option, der Razer-Treiber zu öffnen, belegt werden kann.
In der oberen Tastenleiste finden wir außerdem die Taste ‚Profile’. Diese dient dazu, ein vorher konfiguriertes Tastaturprofil aufzurufen. Dabei wird es dem Anwender ermöglicht, etwa für ein bestimmtes Spiel die Tastatur anders zu belegen und diese Einstellung abzuspeichern. Insgesamt bietet die Tarantula 100 solcher Profile, von denen 5 allerdings auch ohne Treiber abrufbar sind. Diese Profile und deren Funktion sehen wir uns im Abschnitt ‚Software’ genauer an. Neben dem eigentlichen Tastaturfeld sind rechts und links insgesamt 10 Tasten angeordnet (die sog. Hotkeys), die sich mit einer Anwendung oder mit Makros bzw. Tastaturkürzeln belegen lassen. Darüber hinaus können hier die mitgelieferten Tasten zum Einsatz kommen. Auf diesen Ersatztasten finden sich verschiedene Symbole, etwa eine Granate oder Munition, so dass man die seitlichen Tasten einfach gegen diese Symboltasten austauschen kann, wenn man eine bestimmte Funktion wie etwa den Waffenwechsel auf die Hotkeys legen möchte. Allerdings kann man jede beliebige andere Taste des Keyboards gegen eine dieser Tasten austauschen.
Umgewöhnen muss man sich hinsichtlich des Tastaturlayouts. So ist der Bereich, der die Bildlauf-, Druck- und Positionstasten beherbergt, etwas zusammengerückt bzw. versetzt worden. Das Resultat ist ein verkleinerter Funktionsblock, der nur noch aus fünf Tasten mit einer sehr langen Entfernen-Taste besteht, während die Bildlauf-, Einfügen- und Drucken-Taste über den Ziffernblock gewandert ist. Die Pfeiltasten rücken somit auch enger an das Hauptastenfeld und liegen z.T. darunter. Diese Anordnung, die z.T. auch bei anderen Herstellern zu finden ist, weicht deutlich vom Standard-Schema ab, wobei auch der Sinn nicht ganz klar ist: Entweder wollte Razer die Tastatur so gestalten, dass auch die Pfeiltasten in Spielen als Bewegungstasten genutzt werden können und man zugleich leichter an andere Tasten herankommt oder aber man wollte damit erreichen, dass die Tastaturbreite insgesamt nicht zu groß wird. Mit den Maßen 522 x 220 mm ist die Tarantula ohnehin nicht gerade schmal. Eine normale Anordnung der Tasten hätte die Breite nochmals vergrößert. Löblich ist allerdings die relativ flache Bauhöhe von gerade einmal 33 mm an der höchsten Stelle bei ausgeklappten Standfüßen. Razer möchte sich damit offenbar wie die meisten anderen Hersteller auch der Notebooktastatur annähern, was insgesamt auch gelingt. Darüber hinaus ist die Tastatur zumindest teilweise beleuchtet. So finden wir an Leuchtelementen das obligatorische blau beleuchtete Razer-Logo, das wie von anderen Produkten bekannt stetig langsam pulsiert. Der Farbton entspricht dabei exakt dem der DeathAdder. Zusätzlich sind die seitlichen Funktionstasten, die Profile-Taste sowie die Statusleuchten für die Umschalttaste etc. beleuchtet. Auf weitergehende Beleuchtung verzichtet Razer leider, obwohl das in den ursprünglichen Produktankündigungen etwas anders gedacht war. Bei Dunkelheit fällt die Beleuchtung der Tastatur also ausgesprochen mager aus. Auf der linken Seite der Tastatur finden wir etwas abgesenkt vom Rest die Kurztasten für den Standby-Modus, den Browser sowie vier Funktionstasten für ein Bildbetrachtungsprogramm wie ACDSee o.ä., mit denen das Bild rotiert und gezoomt werden kann. Auf der rechten Seite befinden sich die Medientasten, mit denen ein Mediaplayer aufgerufen und bedient werden kann. Dabei sind seitens Razer verschiedene Medienplayer vorkonfiguriert, die über die Software eingestellt werden können.
Hinsichtlich der technischen Ausstattung hat Razer versucht, ein Maximum an Technik in die Tastatur zu packen: Neben der für Razer-Produkte inzwischen fast schon obligatorischen Synapse-Firmware in Verbindung mit dem 32 KB-Onboard-Speicher, der ein breites Spektrum hinsichtlich der Programmierung der Hardware ermöglichen soll (etwa das Ablegen von Profilen), finden wir außerdem etliche Multimedia-Tasten sowie die Möglichkeit, mittels einer Mini-USB-Schnittstelle, dem Battle Dock, von Razer angebotenes Zubehör anzuschließen. Allerdings ist von diesem Zubehör bisher nur eine externe Tastaturbeleuchtung namens Battle Light erhältlich. Auf die optionale WebCam, das Battle Eye, wartet der geneigte Kunde noch immer. Ursprünglich wollte Razer der Tarantula an dieser Stelle ein Display mitgeben, wie es etwa von der G15 bekannt ist. Warum daraus allerdings nichts geworden ist, kann man nur vermuten. Zusätzlich verfügt die Tarantula über eine Anti-Ghosting-Funktion, die es ermöglichen soll, eine unbegrenzte Anzahl von Tasten zugleich zu bedienen, ohne dass eine der Tasten nicht reagiert.
Darüber hinaus ist die Tastatur an der Rückseite mit zwei USB-Anschlüssen ausgestattet, die allerdings nur den USB 1.1-Standard unterstützen. Zusätzlich finden wir zwei handelsübliche 3,5 mm-Buchsen für Kopfhörer und Mikrofon, die ebenfalls an der Rückseite neben den USB-Anschlüssen angeordnet sind. Die Realisierung der Anschlüsse am Rechner wird über ein ausreichend langes, einteiliges Kabel ausgeführt, das sich erst zum Ende hin in die beiden USB-Stecker für die Tastatur und den Hub sowie Mikrofon- und Kopfhöreranschluss verzweigt. Somit hat man hier also eine recht aufgeräumte Lösung vor sich.
Natürlich waren wir gespannt, wie sich die erste Tastatur von Razer im Praxistest schlagen wird. Um es unserem Probanden nicht zu einfach zu machen, hatten wir die Tastatur wie unsere anderen Kandidaten auch über etliche Wochen im Test. Ziel des Ganzen war, Aufschlüsse darüber zu gewinnen, ob der Tastaturanschlag über einen längeren Zeitraum so bleibt wie zu Beginn. An dieser Stelle kann man festhalten, dass es Razer fraglos gelungen ist, ein in dieser Hinsicht sehr langzeittaugliches Produkt auf den Markt zu bringen, denn eine deutliche Veränderung des Anschlags stellte sich über den Testzeitraum nicht ein. Auch eine übermäßige Abnutzung der Tasten konnten wir nicht wahrnehmen. Ergonomisch gesehen ist die Razer gelungen, denn die Tasten lassen sich sehr angenehm bedienen und die Hände ruhen recht bequem auf der Ablage. Längere Textpassagen zu tippen, war kein Problem. Allerdings erschwert die ungewöhnliche Anordnung der Tasten die Arbeit etwas, denn nicht jede Taste sitzt da, wo man sie erwarten würde. Insofern ist etwas Eingewöhnungszeit mit der Tarantula nötig. So drückt man anfänglich öfter ungewollt eine der Funktionstasten auf der Seite statt etwa die Umschalt-Taste. Auch die veränderte Anordnung des mittleren Funktionsblock ist nicht ganz gelungen, da die Einfügen-Taste mit ihrer Position oberhalb des Ziffernblocks definitiv ungünstig sitzt.
Die Medientasten arbeiten zwar etwas schwergängig, aber dennoch gut und geben wenig Anlass zur Klage. Alle Funktionen wie Start, Stop, nächster Titel, Shuffle etc. funktionieren einwandfrei. Zudem finden wir hier auch eine Möglichkeit zur Regelung der Kopfhörer-Lautstärke bzw. der Boxen. Allerdings ist der Regelbereich, der die Lautstärkeänderung ermöglichen soll, etwas sprunghaft ausgefallen. Drückt man die Lautstärketaste dauerhaft, so ändert sich die Lautstärke sehr schnell. Man muss die Taste also schrittweise betätigen, um den Pegel kontrolliert ändern zu können. Gleiches gilt auch für die Regelung des Kopfhörers. Ein Manko stellt allerdings die Qualität des am Kopfhörerausgang bereitgestellten Signals dar. Ein direkter Vergleich mit dem Kopfhörerausgang des Logitech Z2300 Desktopsets offenbarte deutliche Schwächen im Signal der Razer. Weder ist der Klang sonderlich füllig noch erscheint er differenziert, sowohl in Spielen als auch beim Musikhören. Die Funktion des Mikrofoneingangs ist ebenfalls nicht zufriedenstellend, denn das Signal wurde öfter verzerrt wahrgenommen. Woran das liegt, konnte allerdings nicht geklärt werden.
Bei den beiden USB-Ports, die die Tarantula mitbringt, ist zu bemängeln, dass es sich um Ports handelt, die lediglich den USB 1.1-Standard unterstützen. Das ist unverständlich, zumal es keinen technischen Grund gibt, warum das so sein muss. Möglich, dass hier Kostenerwägungen eine Rolle gespielt haben. Es handelt es sich darüber hinaus um sog. low power ports, d.h. dass keiner der Anschlüsse in der Lage ist, mehr als 100 mA downstream hinsichtlich der Stromversorgung zur Verfügung zu stellen. Man möchte sich hier bezüglich der Stromversorung absichern, indem man sich exakt an die Vorgaben durch das USB-Entwicklerkonsortium für sog. bus powered hubs hält. Somit kann man also lediglich Geräte anschließen, die sich mit 100 mA begnügen. Darunter fallen Mäuse oder Tastaturen, aber bereits die meisten USB-Sticks geben sich mit derart wenig Leistung kaum zufrieden. Auch wenn es einige Ausnahmen wie etwa den Corsair Voyager GT gibt, macht es dennoch keinen Sinn, diesen an der Tastatur zu betreiben, da dessen tatsächliche Geschwindigkeit durch den 1.1-Port auf ganze 1 mb/s eingebremst wird.
Zudem wird das zusätzliche Anschlusskabel der Tarantula auf diese Art völlig sinnlos, denn die jeweils 100 mA pro Port hätte man problemlos über eine Leitung realisieren können, wie es etwa MS gemacht hat. Ein Trost für Razer ist, dass die beiden anderen Kandidaten, die MS Reclusa und die Wolfking Timberwolf, ebenfalls nur mit 1.1-Ports arbeiten. Sieht man sich die Spezifikationen anderer Hersteller wie etwa Cherry an, so wird man aber auch hier feststellen, dass die USB-Ports der Tastaturen in der Regel auf den 1.1-Standard und 100 mA Downstream limitiert sind, auch wenn man die Stromstärkenlimitierung theoretisch umgehen kann. Dennoch hat das nichts damit zu tun, dass der USB 2.0-Standard auch bei 100 mA realsierbar ist. Ein Hinweis auf diesen Umstand wäre für den Käufer jedenfalls nötig gewesen.
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