Festplatten speichern große Datenmengen, und das äußerst zuverlässig und kostengünstig. Damit bleiben sie das bevorzugte Speichermedium für die schnell wachsende Datenflut in den Rechenzentren von Unternehmen und Cloud-Anbietern, in der Videoüberwachung und im Gaming-Bereich. Daran wird sich auch mittel- bis langfristig nichts ändern: Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologie bieten die Laufwerke weiterhin steigende Kapazitäten zu gleichbleibenden Kosten. Doch welche Trends und Entwicklungen werden den Festplattenmarkt im kommenden Jahr darüber hinaus prägen?
Sechs Prognosen von Toshiba zum Festplattenmarkt im Jahr 2025. (Bildquelle: Toshiba)
Hier sind sechs Prognosen von Toshiba:
- HDD-Recycling rückt in den Fokus: Die Cloud – das sind riesige Rechenzentren voller Informationstechnologie, die alle paar Jahre erneuert werden muss. Das betrifft auch Festplatten, die im Gegensatz zu den meisten anderen Komponenten und Systemen eines Rechenzentrums nur aus zwei oder drei verschiedenen Metallen bestehen und sich daher relativ leicht recyceln lassen. Da in der nächsten Zeit der Austausch der großen Festplatten-Chargen ansteht, die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts installiert wurden, rückt das Thema für die Cloud-Anbieter nun in den Fokus. In der Cloud-Anfangszeit war das Datenwachstum noch nicht so extrem und der Festplattenmarkt stärker fragmentiert, sodass bislang lediglich kleinere Chargen außer Dienst gestellt werden mussten. Für die bald zu recycelnden Festplattenmengen werden die Cloud-Anbieter enger mit Recycling-Unternehmen zusammenarbeiten, und es ist davon auszugehen, dass die Anbieter von Festplatten in den nächsten Jahren zu einem integralen Bestandteil der neuen Recycling-Prozesse werden.
- SMR stößt ins Rechenzentrum vor: Beim Shingled Magnetic Recording (SMR) werden die Datenspuren auf den Magnetscheiben einer Festplatte überlappend geschrieben, was die Speicherdichte und damit die Kapazität der Laufwerke erhöht. Bislang kam das Aufzeichnungsverfahren vor allem in Desktop-HDDs zum Einsatz, da das beim zufälligen Schreiben oft notwendige Einlesen, Zwischenspeichern und Neuschreiben bestehender Spuren für eine schwankende Schreibleistung sorgen konnte. Diese auszugleichen lohnte ob des vergleichsweise geringen Kapazitätsgewinns im Enterprise-Bereich nicht. Die nächste SMR-Generation verspricht jedoch mit sich stärker überlappenden Datenspuren bis zu 25 Prozent mehr Speicherkapazität. Dadurch wird SMR für den Enterprise-Bereich attraktiv, zumal zusätzlich die höheren Kapazitäten pro Laufwerk die Energieeffizienz der Datenspeicherung verbessern. Es ist zu erwarten, dass Unternehmen bei homogenen Arbeitslasten mit gleichmäßigen Schreibvorgängen zunehmend auf SMR setzen werden, wobei optimierte Caches kurze zufällige Schreibvorgänge zuverlässig auffangen. Bei wechselnden Arbeitslasten bleibt indes das bewährte Conventional Magnetic Recording (CMR) das Aufzeichnungsverfahren der Wahl.
- HDDs profitieren vom KI-Boom: Künstliche Intelligenz hängt von Daten ab – vielen und hochwertigen Daten. Daher wächst in Unternehmen der Wunsch, immer neue Datenquellen zu erschließen, um KI-Modelle besser zu trainieren beziehungsweise bessere Erkenntnisse zu gewinnen. Festplatten spielen bei der Speicherung und Bereitstellung der Daten eine entscheidende Rolle, da sie das wirtschaftlichste Speichermedium für diesen Einsatzzweck sind und im Verbund eine hohe Performance liefern. Mehrere Dutzend Festplatten, die in modernen Storage-Architekturen zusammengeschlossen alle Schreib- und Leseoperationen parallel abwickeln können, erreichen leicht mehr als 10 GB/s und einige 10.000 IOPS. Festplatten sind in diesen Architekturen allerdings nur eine Komponente – hinzu kommen Controller, Schnittstellen, Kabel und Software, sodass unzählige Konfigurationsmöglichkeiten bestehen. 2025 und darüber hinaus wird deshalb die enge Zusammenarbeit zwischen den Herstellern dieser Komponenten und Kunden wichtiger, um verschiedene Konfigurationen für verschiedene Anwendungsfälle zu evaluieren und Referenzarchitekturen zu entwickeln, die höchste Anforderungen hinsichtlich Performance, Zuverlässigkeit und Energieeffizienz erfüllen.
- Videoüberwachung verlangt nach höheren Kapazitäten: Die Nachfrage nach Videoüberwachungssystemen wächst – angefangen bei Privathaushalten über Unternehmen bis hin zum öffentlichen Sektor. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Videodaten zunehmend mit KI ausgewertet werden können und damit die Umsetzung vieler neuer Anwendungsfälle ermöglichen, etwa im Bereich Smart Retail, Smart Factory oder Smart City. Dadurch fallen nicht nur größere Datenmengen an, sondern diese werden wegen der Analysen tendenziell auch länger als bisher aufbewahrt, sodass der Bedarf an hohen Speicherkapazitäten zunimmt. Hier punkten Festplatten als wirtschaftliche Speichermedien, die sequentielle Datenströme, wie Überwachungskameras sie liefern, optimal auffangen und denen auch ein regelmäßiges Überschreiben der Videodaten nichts ausmacht.
- Gamer und Kreative setzen auf Enterprise-HDDs: Sowohl Spielefreunde als auch Medienprofis speichern ihre Daten lieber lokal, da der Upload in die Cloud oder der Download aus der Cloud viel zu lange dauern würde. Kein Wunder, bringen aktuelle Spiele und Rohvideos mit 4K oder 8K es doch schnell auf mehrere Terabyte. Beide Zielgruppen benötigen daher große und zuverlässige Festplatten für ihre Gaming-PCs beziehungsweise Workstations und greifen dabei zunehmend zu Enterprise-HDDs mit 16, 18 oder 20 TB statt der üblichen Desktop- oder Workstation-HDDs. Die regen Diskussionen in Foren und unter Testberichten zeigen, dass Gamer und Kreative sich gut mit den verschiedenen Modellen und ihren Spezifikationen auskennen und es sich wohl nicht nur um einen kurzzeitigen Trend handelt.
- Consumer-Awareness für Backups wächst (langsam): Verschiedene Initiativen haben dazu geführt, dass mehr und mehr Verbraucher die Wichtigkeit einer regelmäßigen Datensicherung verstehen – auch wenn die Awareness weiterhin nur langsam wächst. Sich dabei nur auf einen Cloudspeicher zu verlassen, ist nicht zu empfehlen, besser sind Datenkopien an verschiedenen Speicherorten. Das können verschiedene Cloud-Services sein, aber auch ein Cloud-Service und eine externe Festplatte. Aktuelle Modelle lassen sich dank USB-C-Anschluss sowohl mit Rechnern als auch Smartphones und Tablets verbinden und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. In den nächsten Monaten dürften sie sich fest als Backup-Speicher für Mobilgeräte etablieren.