Von einigen Analysten schon vor Jahren totgesagt, erfreuen sich Festplatten weiterhin großer Beliebtheit und werden in absehbarer Zeit nicht vom Markt verschwinden. Ihre hohen Kapazitäten und niedrigen Kosten pro Kapazitätseinheit machen sie angesichts exponentiell wachsender Datenmengen zu einer attraktiven Lösung in vielen Einsatzbereichen. Dabei sorgt die stete technologische Weiterentwicklung dafür, dass HDDs wettbewerbsfähig bleiben. Beispielhaft sei hier die Füllung der Laufwerke mit Helium statt Luft genannt, die dünnere Magnetscheiben und damit mehr Disks im Gehäuse erlaubt, oder die Aufzeichnungstechnologie MAMR, die ein dichteres Schreiben von Daten ermöglicht. Darüber hinaus wird der Festplattenmarkt aber noch von anderen Entwicklungen beeinflusst. Die wichtigsten sind nach Einschätzung von Toshiba die unten folgenden Punkte.
Toshiba nennt die wichtigsten Trends im HDD-Markt für 2023. (Bildquelle: Toshiba)
In den meisten Client-Systemen haben SSDs die Festplatte verdrängt, etwa als Boot-Laufwerk in Computern. Auch in portablen Rechnern und Smartphones sind Flash-Speicher im M.2-Formfaktor mit NVMe-Schnittstelle bestens etabliert. Allerdings sind SSDs für dieses Segment pro Kapazitätseinheit nach wie vor etwa viermal so teuer wie Festplatten – eine SSD mit 500 GB kostet ungefähr so viel wie eine HDD mit 2 TB. Aus diesem Grund werden preisgünstige PC-Systeme, die viel Speicherplatz bieten sollen, weiterhin mit Festplatten ausgestattet, und auch in PCs mit SSD steckt als zusätzlicher Speicher häufig noch eine HDD.
Die Bedeutung großer Online-Storages wächst seit Jahren, weil die moderne Gesellschaft auf eine immer größere Zahl von cloudbasierten Plattformen zugreift. Sei es für das Streaming von Filmen und Musik, Online-Shopping und Online-Gaming oder die Nutzung sozialer Netzwerke – oder im Rahmen von Remote Work, das mittlerweile in vielen Unternehmen möglich ist. All die Daten, die für diese Anwendungen benötigt werden, befinden sich in großen Rechenzentren, die hauptsächlich Festplatten als Speichermedien nutzen. Große Bedeutung kommt dabei Performance-Optimierungen zu, denn obwohl einzelne HDDs im Vergleich zu SSDs eher langsam sind, erreicht eine große Anzahl von Festplatten im Verbund relativ hohe Geschwindigkeiten.
Während frühere Storage-Umgebungen meist aus Arrays bestanden, die bis zu 24 HDDs in einem Gehäuse unterbrachten, sind heute Konfigurationen mit 60 oder mehr Festplatten in einem Gerät nicht unüblich. Dadurch lassen sich viel größere Datenmengen verwalten. Die Herausforderung besteht in der Skalierung der Verarbeitungsgeschwindigkeit: Mit 24 HDDs, die Daten mit jeweils etwa 280 MB/s liefern, kommen theoretisch 6,72 GB/s zusammen. Für deren Übertragung zu Host-Systemen und ins Netzwerk reichen PCIe-3.0-Adapterkarten mit acht Lanes (x8) aus. Bei 60 HDDs können Daten mit 16,8 GB/s bereitgestellt werden – vorausgesetzt, die Adapterkarte wird nicht zum Flaschenhals. Mit der Einführung von PCIe Gen4 lassen sich bereits knapp 16 GB/s über die acht Lanes übertragen, für weitere Steigerungen sorgen die jetzt verfügbaren PCIe-4.0-Karten mit 16 Lanes (x16). Diese unterstützen rund 31 GB/s, was mehr als genug ist – selbst für Konfigurationen mit 100 HDDs in einem Speichersystem.
Aufgrund des hohen Stromverbrauchs von Rechenzentren wächst die Besorgnis über die Auswirkungen der Anlagen auf die Umwelt. Festplatten spielen eine wichtige Rolle dabei, den Betrieb von Rechenzentren nachhaltiger (und auch zuverlässiger) zu gestalten. Das zeigen umfangreiche Tests mit hochdichten JBOD-Systemen (Just a Bunch Of Disks) von OEM-Partnern, die Toshiba mit 18-TB-Enterprise-HDDs durchgeführt hat. Der HDD-Einsatz lohnt sich zweifach für Rechenzentrumsbetreiber: Einerseits kann der Wunsch nach mehr Storage-Ressourcen erfüllt und zugleich können die Energieeffizienz-Level erreicht werden, die die ambitionierte Branche in ihren Roadmaps anpeilt. Ein weiteres Plus: Moderne Festplatten bieten Mechanismen für die Temperaturüberwachung. Damit lassen sich die Einsatzbedingungen besser kontrollieren, was zu einer längeren Lebensdauer der Laufwerke führt.
Im Bereich der Videoüberwachung kommen heute immer mehr Kameras mit immer höherer Auflösung zum Einsatz. Um die vielen hochauflösenden Videostreams aufzufangen, werden HDD-Lösungen der nächsten Generation benötigt. Für einen zuverlässigen Betrieb müssen sie robust sein, da die Systeme in der Regel rund um die Uhr laufen und teilweise in Bereichen mit rauen Umgebungsbedingungen stehen. Allerdings suchen Kunden nicht nur nach zuverlässigen Lösungen mit optimierter Performance, sondern auch nach niedrigen Gesamtbetriebskosten. Spezielle Surveillance-Festplatten, die mit Temperaturen zwischen 0 und 70 Grad Celsius zurechtkommen und bis zu 64 gleichzeitige HD-Streams aufnehmen, eignen sich hier am besten. Sie arbeiten mit 5.400 bis 5.700 Umdrehungen pro Minute, haben also nur einen reduzierten Energieverbrauch. Sind die Performance-Anforderungen höher, weil Videodaten beispielsweise mit KI ausgewertet werden sollen, erlauben Enterprise-Festplatten mit 7.200 Umdrehungen pro Minute dank Helium-Füllung einen energieeffizienten Betrieb.
„Die Menge der weltweit generierten Daten wächst seit Jahren exponentiell und übersteigt alles, was man sich in der Vergangenheit vorstellen konnte. Sich bei der Speicherung allein auf SSDs zu verlassen, ist gar nicht möglich. Erstens, weil nicht so viele SSDs produziert werden können, und zweitens, weil SSDs in vielen Anwendungsfällen, die große Storage-Kapazitäten erfordern, nicht wirtschaftlich genug sind. Daher führt auch in den nächsten Jahren kein Weg an der Festplatte vorbei. Toshiba wird weiter in den Ausbau seiner Produktionskapazitäten investieren und zur Entwicklung innovativer Speicherlösungen eng mit Rechenzentrumsbetreibern, Systemintegratoren und OEMs zusammenarbeiten.“
Rainer W. Kaese, Senior Manager, HDD Business Development bei Toshiba Electronics Europe
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